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Geschichte  
   
Die Geschichte des Pionier-Bataillons lässt sich bis zum Jahre 1814 zurückverfolgen. In diesem Jahr wurde erstmalig in Württemberg eine besondere Pionier-Kompanie während des Krieges gegen Frankreich aufge- stellt. Zuvor wurden nur nach Bedarf Handwerker für eine bestimmte Auf- gabe aus den Truppenteilen herausgezogen und technisch vorgebildeten Off- izieren und sogenannten Schanzmeistern unterstellt. Im Jahre 1809 schlug eine so zusammengestellte Einheit eine Brücke bei Linz über die Donau unter Leitung des Lieutenant von Arlt, der ab 1817 der erste Kommandant der württembergischen Pionierwaffe werden sollte. Am 1. Mai 1817 wurde eine Sappeur-Kompanie unter dem Generalquartiermeisterstab in Ludwigsburg aufgestellt, später wurde der 1. Mai als offizieller Gründungstag des Pionier-Bataillons 13 bestimmt.
1824 wurde die Bezeichnung Pionier-Korps eingeführt und selbiges zum 8. August 1857 unter Aufstellung einer Festungs-Pionier-Kompanie von Ludwigsburg nach Ulm verlegt. Die ganzen vorhergegangenen Jahre waren die Ludwigsburger Pioniere jeden Sommer zu Pontonier-Übungen nach Ulm gekommen, denn die stark fluthende Donau eigenete sich mehr um das Schiffahren oder wie es damals hieß das Schiffen zu erlernen. Als Unterkunft wurde den Pionieren das Reduit der gerade fertiggestellten Unteren Donaubastion zugewiesen.
Württembergischer Pionier 1817 Napoleon auf St. Helena
Im Feldzug gegen Dänemark nahm ein Detachement des württembergischen Pionier-Korps teil. Der Kampf um die Düppeler Schganzen bot ein gutes Beispiel wie entscheidend zukünftig der Einsatz von Pioniere beim Festungs- krieg sein wird. In der nach 1871 gesamtdeutschen Pioniertradition gewinnt dementsprechend auch die Verehrung des bei der Erstürmung gefallenen Pioniers Klinke an Bedeutung.
Im Deutschen Krieg von 1866 nahm das gesamte Pionierkorps im Verband der württembergischen Truppen gegen Preußen teil. Die Niederlage Öster- reichs und seiner Verbündeter hatte zur Folge dass sich die Mittelstaaten, unter ihnen auch Württemberg, zukünftig an Preußen orientierten, vor allem im Bezug auf Militärorganisation und Ausbildung. Mit dem von Preußen initierten Norddeutschen Bund wurden geheime Trutzbündnisse geschlossen, die auch Gemeinsame Ausbildungsnormen festlegten.
Klinke-Denkmal in Spandau Wilhelm I. v. Preußen
Unter seinem Kommandanten Major Löffler zog das Ulmer Feld-Pionier-korps mit Stab, Pontonier-Kompanie, Schanzkolonne und Telegraphen- abteilung in den Krieg 1870 – 1871. Die Festungstruppe blieb zunächst als Genie-Kompanie in Ulm und wurde im Verlauf des Feldzuges zur Belagerung von Belfort und zur Erstürmung von Perouse eingesetzt. Das Feld-Pionier-Korps nahm – außer den Pioniereinsätzen beim Vormarsch – an den Schlachten bei Wörth und Sedan sowie an der Belagerung von Paris teil. Die Beteiligung an der Schlacht bei Villiers war ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Pionier-Korps. Nach dem Waffenstillstand richtete das Pionier-Korps das Paradefeld bei Villiers für die württembergischen, bayerischen und sächsischen Truppen, welche nicht am Einzug in Paris beteiligt waren, her. Kaiser Wilhelm I dankte der Truppe für ihre Leistungen. Der spätere Oberstleutnants Schott hat über den Feldzug gegen Frankreich ein Buch verfaßt, an welchem er als Oberleutnant der württembergischen Pioniere teilnahm.

Bericht aus erster
Hand vom Feldzugs-
teilnehmer K. Schott

Denkmal zum Krieg
von 1870-71 in Ulm

Brückenbau 1870 beim Wasserübungsplatz bei der Gänswiese in Ulm Brückenbau im Krieg über die Maas 1870
Am 18. Dezember 1872 wurde im Zuge der Neuorganisation des deutschen Heeres die Bezeichnung „Württembergisches Pionier-Bataillon Nr. 13“ ein- geführt und beim Bataillon eine 4. Kompanie aufgestellt. Im Jahre 1888 lag das Bataillon mit Stab und der 1. und 3. Kompanie in der Pionier-Kaserne, mit der 2. und 4. Kompanie in der Gaisenberg-Kaserne der Reichsfestung Ulm.
1892 nahm das Pionier-Bataillon mit preußischen, badischen, hessischen und bayerischen Pionier-Bataillonen an einer großen Pontonierübung auf dem Rhein teil. Im Standort wurde auf dem Landübungsplatz beim Fort Albeck die Ausbildung in den Dienstzweigen Feldbefestigung, Minieren, Sturm auf Festungen, Sprengdienst usw. betrieben und auf dem Wasserübungsplatz eifrig pontoniert und Behelfsbrücken gebaut.
Wasserfest der Pioniere auf der Donau am 13. Juni 1906 Die Wasserfeste mit ihren Vorführungen waren bei den Ulmern äußerst beliebt

Der spätere Oberst Häusele, der noch zur Reichswehrzeit bei den Ulmer Pionieren war, erfuhr aus erster Hand wie es noch vor dem I. Weltkrieg beim Württembergischen Pionier-Bataillon Nr. 13 zuging, er beschrieb daher als Kenner der Materie 1954 das Pionierdasein wie folgt:
Wenn der Tag dämmerte, marschierten die Pionier-Kompanien damals zu ihrem technischen Dienst in die Friedrichsau oder zur Stelle IV an der Einmündung der Blau in die Donau oder aufs Fort Albeck. „Nur Bäcker- buben und Pioniere sind um diese Zeit unterwegs“ hörte man oftmals sagen. Aber harte, anspruchslose Soldaten wurden erzogen, die über ein reiches technisches Können verfügen, wenn sie am Abschluss ihrer Dienstzeit die Kaserne verließen. Körperlich gekräftigt, mit einem gesunden Selbstbe- wusstsein, als ganze Männer traten sie in ihren Beruf zurück und wurden angesehene Handwerksmeister, die gerne mit Stolz an ihre Dienstzeit zurückdachten. Die Auswahl der Reserveoffiziere war besonders streng. Das ergab aber ein ausgezeichnetes Offizierskorps des Beurlaubtenstandes, in dem die tüchtigsten Baufachleute, Techniker usw. Württembergs vertreten waren.

Durch die Bockgasse zur Parade
geht’s Richtung Münsterplatz...

...am Geburtstag des Königs
am 25. Februar 1907

Königsparade in Ulm 1903, vorweg die 1. Kompanie des Pionier-Bataillons,
neben König Wilhelm II. wohnt auch Graf Waldersee der Parade bei

1910 feiert Ulm seine 100 jährige Zugehörigkeit zum Königreich Württemberg,
der Festzug wurde im Hof der Pionier-Kaserne zusammengestellt

In der großen Ulmer Garnison war bekannt, dass der Pionier wesentlich mehr Dienst hatte als sein Kamerad bei den anderen Waffengattungen. Mit der Ulmer Bevölkerung bestand ein besonderes Verhältnis. Der Bürger schätzte seine Pioniere, deren Arbeit und Fleiß er täglich auf der Donau und anderwärts sehen konnte. Er wusste auch, dass bei Notständen diese disziplinierte und technisch gut durchgebildete Truppe sofort zur Hand war und bei Hochwasser, Waldbränden und Brandkatastrophen usw. häufig zum Einsatz kam. Besonders bei festlichen Veranstaltungen kamen die guten Beziehungen der Pioniere zur Bevölkerung und Stadtverwaltung zum Ausdruck. Im Sommer fanden öfters Wasserfeste in der Friedrichsau mit Brückenbau, Feuerwerk und Tanz statt. Die Bevölkerung hatte für diese Pionierfeste eine besondere Vorliebe und beteiligte sich rege.
Der strenge Dienst der Pioniere wurde durch reichliche Abwechslung erleichtert. Öfters als die anderen Waffengattungen verließ das Bataillon die Garnison um an Pontonier-, Feldbefestigungs-, Wald- und Festungs- kriegsübungen teilzunehmen.
Waldübung bei Zwiefalten 1903 Gruppenbild beim Brückenbau
Wenn auch die Festung Ulm nicht unmittelbar zum Arbeitsgebiet des Pionier-Bataillons gehörte, so bestanden doch enge Beziehungen zu dem Ingenieuroffizier vom Platz und zur Fortifikation, die durchweg mit Pionieren besetzt war. Die Mobilmachungsvorbereitungen für die Festungsformationen wurden vom Pionier-Bataillon 13 erledigt.
Im Jahre 1912 erfolgte die Aufstellung eines leichten Scheinwerferzuges, so daß 1914 das Bataillon aus Stab und 5 Friedenseinheiten bestand.
Bootstaufe beim Ruder Club     Die Pionier-Kaserne
Eine bespannte Abteilung des Scheinwerferzugs auf dem Marsch
       
     
     

© Christian Gollmar 2007 - 2010