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Die Neugründung
1. Mai 2007
 
 

„Warum sprengad eigendlich en Ulm koine sodde Kaschber romm?“

Nun gibt es leider viel zu wenige Schwaben auf der Welt, anderen offenbart sich meist die Tragweite eines solchen Ausspruchs nur nach einer ein- gehenden Erläuterung.  „Warum gibt es in Ulm eigentlich keine historischen Darsteller (in Bezug auf die Festung Ulm und ihre Geschichte).“ Eine Frage mit sehr viel Tiefgang, die nicht nur aufzeigt mit wie wenigen Worten ein Schwabe komplexe Sachverhalte zum Ausdruck bringen kann, ganz ohne pseudointellektuelle Überheblichkeit und der Aneinanderreihung meist selbst kaum oder nicht verstandener Fremd- und Fachwörter, die sonst solchen feststellenden Fragen innewohnen. Sie zeigt auch dass der Schwabe mit einer Frage Kritik üben kann und gleichzeitig inbrünstig zur Behebung eines Misstandes aufruft, ja jeden einzelnen Zuhörer aufmuntert um zur längst überfälligen Tat zu schreiten. Ein Schwabe der sich selber so einen Satz sagen hört, auch wenn niemand anders zuhört, hat gesprochen und verstanden zugleich, was folgen muss ist klar. Der Schwabe ist nur selten gefangen in der grauen Theorie, der Schwabe handelt, meist pragmatisch und sehr zielführend, so auch in diesem speziellen Fall.

Wenn man der historischen Überlieferung glauben darf, so fiel dieser Satz im Zusammenhang mit einem anstehenden Jubiläum für das Jahr 2006, in dem Jahr wäre die 150 jährige Fertigstellung des Forts Unterer Eselsberg in Ulm zu feiern gewesen. Das Fort war Teil der großen Ulmer Festung und ist immer noch Teil des wohl größten erhaltenen Festungsensembles in Europa. Erste Überlegungen zu dem kommenden Jubiläum fanden bereits im Jahre 2005 statt und in dem Zusammenhang fiel wohl dieser bedeutende Satz, der den Stein ins Rollen bringen sollte. Aus dem Einzeljubiläumsfest wurde nichts, weil sich die Möglichkeit ergab ein großes Ulmer Festungsfest für das Jahr 2007 zu organisieren. Bei den Vorbereitungen der zukünftig uni- formierten Truppe war das militärhistorische Museum in Rastatt sehr hilfreich, von dort kamen Einzelheiten zur Uniformierung und gleich die Adresse einer Uniformschneiderin und über einen Umweg der Kontakt zum Offizier-Verein der Deutschen Armeekorps 1914, der für solche Ereignisse einen versierten Berater hat. Dieser nahm sich gleich der Idee des Aufbaus einer historisch uniformierten Truppe für Ulm an. Ein erstes Sondier- ungstreffen fand im Oktober 2006 in Koblenz am Rande einer Veranstaltung des Offizier-Vereins 1914 statt.
Schnell war ein historisches Vorbild für die neue Ulmer Vorzeigetruppe und ein Termin zur Wieder-Indienststellung gefunden, es sollte das Württem- bergische Pionier-Bataillon Nr. 13 werden und am offiziellen Gründungstag der Formation, am 1. Mai, sollte die Truppe offiziell werden. Spannend wurde es noch Tage vor dem 1. Mai 2007 als klar wurde, dass die Uniform für den Pionier-Offizier nicht fertig werden wird. Doch auch da half der Offizier- Verein mit einer Leih-Uniform aus. So konnte das freudige Ereignis plan- gemäß durchgeführt werden. So kam es dann am 190. Gründungstag der württembergischen Pioniertruppe und 150 Jahre nach deren Verlegung nach Ulm am historischen Originalschauplatz, der Ulmer Pionier-Kaserne, dass das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 „wieder-in-Dienst-gestellt“ wurde.
Anschließend wurde die Werbetrommel für das erste Ulmer Festungsfest (uff) gerührt und die Uniformträger wurden zum willkommenen Bildermotiv, nicht nur der Medien, denn jetzt war ja für jeden offensichtlich „Wer do rommsprengd“, auch ohne tiefergehendes Verständnis für die Feinheiten der schwäbischen Sprache! Und so kam es fast zwangsläufig zu einem weiteren bedeutsamen Satz.
 
„So a Zuig hod dohanne grad no g'fähld!“
(So etwas hat hier gerade noch gefehlt! Anmerk. des Übersetzers)
 
Mehr Anerkennung kann ein Schwabe eigentlich verbal gar nicht zum Ausdruck bringen, andererseits kann wiederum ein Schwabe ein größeres gesprochenes Kompliment gar nicht ertragen! So schloss sich der Kreis. Der Rest ward Geschichte, wenn auch eine heitere. So trug es sich zu, zu Ulm an der Donau, im Jahre 2007, am 1. Mai, „bis auf's i-Dipfele g'nau a so!“
   
     
  Lesen Sie hier die Zeitungsberichte zur Wieder-Indienststellung  
   
     

© Christian Gollmar 2007 - 2010