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Die Fahne  
   
       
Mit dem Inkrafttreten eines neuen Militäretats zum 1. Mai 1817 im Königreich Württemberg sollten die Regimenter neue Fahnen erhalten, die Regiments-Kommandeure erhielten die neuen Feldzeichen vom König Höchstselbst, dies geschah am 4. Oktober bzw. am 9. November 1818. Die Sappeur-Kompanie erhielt damals keine eigene Fahne, der Grund liegt wohl in der sprichwörtlichen schwäbischen Sparsamkeit und darin dass eine Fahne im Gefecht für eine technische Truppe eher hinderlich wäre und sich die teure Anschaffung einer Fahne nur zu Repräsentationszwecken nicht lohne.
Im Jahre 1870 schloss das Königreich Württemberg mit Preußen eine Militärkonvention, die auch die Folge der Angleichung an die preußische Heeresorganisation hatte. Bei den Infanterie-Regimentern wurden Füsilier- Bataillone aufgestellt, die wiederum Fahnen erhalten sollten. Dies geschah am 2. Dezember 1874. Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13, wie die württembergische Pioniertruppe seit 18. Dezember 1871 jetzt hieß, ging wieder leer aus.
Wilhelm I. von Württemberg
1893 wurden die Überlegungen dem Pionier-Bataillon doch eine eigene Fahne zu beschaffen wieder aufgegriffen. Im Sinne der Befürwortung der Einheitlichkeit in der Ausrüstung des Reichsheeres setzte sich der württem- bergische Kriegsminister beim König für eine Beschaffung einer Fahne für das Pionier-Bataillon ein. In Preußen hatten die Pionier-Bataillone inzwischen auch eigene Fahnen bekommen und trotz der früher geäußerten Vorbehalte, sah man jetzt auch in Württemberg eine solche Beschaffung für gerecht- fertigt. Der Kriegsminister wollte aber dem preußischen Vorbild nicht gänzlich folgen. In Preußen war das Wappen auf den Fahnen in Silber ausgeführt um eine Unterscheidung zu den Infanteriefahnen zu haben, das Silber entsprach auch der Knopf- und Beschlägefarbe der Pionieruniform, im Gegenzug zu den goldenen Knöpfen und Beschlägen bei der Infanterie. Der Kriegsminister führte hierzu aus:

Bei der Kaiserparade in Ulm

   
Karl von Württemberg
»Mit Rücksicht auf die Ausführung des Landeswappens in Schwarz und Gold, welche nicht geändert werden kann, wird dem preußischen Vorgang nicht zu folgen sein, dagegen scheint es mir angängig und gerechtfertigt, den Metallbeschlag an der Fahnenstange aus Silber fertigen zu lassen, wodurch die Fahne des Pionier-Bataillons sich von den Infanteriefahnen unterscheiden würde.«
Wilhelm II. von Württemberg
   
Vorderblatt Hinterblatt
       
König Wilhelm II. von Württemberg folgte den Ausführungen seines Kriegs- ministers und genehmigte mit Allerhöchster Order vom 19. Januar 1894, die Beschaffung der Pionierfahne. Auch wurde darüber nachgedacht, ob nicht auch der Pionierfahne im Sinne der Allerhöchsten Order vom 16. Juni 1871 bzw. 11. April 1872 nachträglich das Eiserne Kreuz in der Fahnenspitze verliehen werden könne. Die württembergischen Pioniere hatten ja auch am Krieg gegen Frankreich 1870 - 71 teilgenommen und sich somit die Berecht- igung erworben, auch ohne eine Fahne im Feldzuge geführt zu haben. Mit Schreiben vom 13. März 1894 übermittelte das preußische Kriegs- ministerium die Zustimmung des Kaisers zu dieser nachträglichen Ver- leihung, der sich der württembergische König mit Allerhöchster Order vom 6. April 1894 anschloss. Das anzuwendende Fahnenmuster 1894 bestimmte ein Fahnentuch aus doppelter, roter Seide mit der Abmessung 126 x 126cm. Die Embleme sollten aufgemalt werden, auf der Vorderseite das Landeswappen wie beim Muster 1874, mit der größten Breite und Höhe von 77cm und auf der Rückseite das gekrönte königliche Namenschiffre W, mit der Höhe 39cm und der Breite 48cm, die Höhe der Krone 26cm. Die Fahnenstange hatte eine Gesamtlänge mit Spitze von 299cm und einen Durchmesser von 40mm und war schwarz lackiert. Genagelt wurde die Fahne mit 69 silbernen Nägel auf schwarzem Seidenband, hiervon 2 x 10 Nägel rings um den Fahnenschaft. Die silberne Spitze enthielt das Eiserne Kreuz und hatte eine Höhe von 24cm und eine Breite von 10cm. Der Maler Prof. Groß erhielt den Auftrag zur Bemalung der Fahnen des Musters 1894, wie auch schon 1874. Der rote Seidenstoff wurde von der Firma Dutzemberg in Krefeld bezogen, die Fahnenstange und Beschläge wurden vom Hofgürtler Stähle in Stuttgart gefertigt. Die Gesamtkosten für das Feldzeichen beliefen sich auf 397 Mark.

Hier als Beispiel: Fahne und
Fahnenträger des I. Bataillons
Infanterie-Regiment „Kaiser
Friedrich, König von Preußen“
(7. Württ.) Nr. 125, beachtens-
wert die Trageweise des Fahnen-
überzuges am Mann

Die Fahnenspitze des
Württembergischen
Pionier-Bataillons war
als einzige in Württemberg
versilbert, ebenso wie die
Beschläge an der Fahnenstange

 

Metallkappe des Fahnen-
überzugs, mit dem Emblem
der darunter „aufbewahrten“
Fahnenspitze

Als Tag der Fahnenübergabe wurde der Jahrestag der 2. Schlacht bei Villiers (2. Dezember 1870) bestimmt, doch wurde die Nagelung und Weihe erst einen Tag später, am Montag den 3. Dezember, vollzogen. Das Zeremoniell fand im Residenzschloss zu Stuttgart – unter Beteiligung der in Stuttgart garnisionierten Truppenteile und Abordnungen der ebenfalls mit neuen Fahnen beliehenen Regimenter – statt. Im Sommer 1914 brach der später als Weltkrieg bezeichnete Krieg aus und die württembergischen Regimenter zogen zum letzten Mal mit ihren Fahnen und Standarten in die Schlacht, nur wenige Fahnen, unter ihnen die des Württembergischen Pionier-Bataillons, blieben in den Garnisonen zurück, sie dienten dort meist bei den Vereidigungen der Ersatzmannschaften.
Anbringung des Fahnenrings Zeichnung des Fahnenrings (abgewickelte“ Ansicht) Fahnenbandelier
       
Am 2. Mai 1917, 100 Jahre und einen Tag nach dem Gründungstag des Pionier-Bataillons, erging vom stellvertretenden Generalkommando folgende Aufforderung:
»Sämtliche Feldzeichen des XIII. (K.W.) Armeekorps sind mit allen zugehörigen Bändern und Auszeichnungen an das stellv. Generalkommando zur Aufbewahrung abzugeben. Die Abgabe hat durch einen Offizier und einen Unteroffizier des Truppenteils oder der Stelle zu erfolgen, bei denen sie bisher aufbewahrt waren. Die Feldzeichen der aktiven Infanterie-Truppenteile sind am Samstag, den 12. Mai 1917, die der übrigen Truppenteile am Montag, den 14. Mai 1917 je zwischen 3 und 6 Uhr nachmittags beim stellv. Generalkommando Stuttgart, Kriegsbergstraße 32 abzugeben, wo sie durch einen Offizier des stellv.  Generalkommandos in Empfang genommen werden. Bei Abgabe ist eine vollständige, vorbereitete Übergabe- und Übernahme-Bescheinigung vorzulegen.«
Das Standartwerk über die württembergischen Feldzeichen
Der Fahne des Pionier-Bataillons hätte zum 1. Mai 1917 das Säkularband zum 100 jährigen Bestehen verliehen werden können, doch angesichts der Umstände ist dies nicht mehr erfolgt. Die Fahne des Pionier-Bataillons wurde mit den anderen Feldzeichen der württembergischen Armee nach Unterzeichnung des Waffen-stillstandes im Armeemuseum im Alten Schloß zu Stuttgart verwart. Bei einem Brand 1931 konnten die Feldzeichen gerettet werden und wurden schließlich von der württembergischen Staatsregierung im Neuen Schloß in Stuttgart (Heeres-museum) untergebracht. Am 17. März 1935, dem »Heldengedenktag«, wurden an den Feldzeichen das Frontkämpfer-Ehrenkreuz an einem ca. 80 cm langen Band, das dem der Kriegsdenkmünze von 1870/71 angeglichen war, angebracht. Den 2. Weltkrieg überstanden die Fahnen weil sie ausgelagert wurden, 1967 wurden sie restauriert und anschließend im Gardesaal des Ludwigsburger Schlosses aufgestellt.

Württembergischer
Fahnenträgerringkragen

Nachfertigungen der Fahnen
der Ulmer Garnison hängen
seit den 1920er Jahren in der
Ruhmeshalle des Ulmer Münsters

Württembergisches
Fahnenträgerabzeichen,
zu tragen auf dem rechten
Oberarm des Waffenrocks

Fahnenträger des Pionier-Bataillons (Mitte) zu Beginn des I. Weltkriegs Bei der Geburtstagsparade für S.M. den Kaiser 1909 in Ulm, die 3. Kompanie des Württembergisches Pionier-Bataillons mit der Bataillonsfahne

Württembergisches
Fahnenträger-Seitengwehr

 
Die originale Bataillonsfahne bei der 150 Jahrfeier des Pionier-Bataillons in Ulm 1967 auf dem Münsterplatz einhellig mit einer Truppenfahne der Bundeswehr
       
     
     

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