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Pionier-Kaserne  
   
 

Ulm

 
       
Die Pionier-Kaserne bestand aus Teilen der Unteren Donaubastion, dem Gelände mit Erweiterungsbauten im südwestlichen Anschluss an das Reduit, zur Donau hin begrenzt durch den Unteren Donauturm und den Bauten der Untere Stadtkehle. Der Untere Donauturm und die Untere Stadtkehle waren als selbständige Werke der Bundesfestung erbaut worden, wurden aber durch die Erweiterung der Unteren Donaubastion zur Pionier-Kaserne Teil dersel- ben. Ausschlaggebend für die Wahl der Unteren Donaubastion als Kasern- ement der Pioniere war die Nähe zur Donau und dem noch anzulegenden Wasserübungsplatz auf und an der Gänswiese.
Die Untere Donaubastion, der Untere Donauturm, sowie die Untere Stadkehle entstanden von 1845 bis 1855 unter der Leitung des Königlich Preußischen Ingenieur-Majors von Völker. Die Werke (XXIII bis XXVI) hätten die Aufgabe gehabt den unteren Donauanschluss, die Ebene nordöstlich der Unteren Donaubastion sowie das Vorfeld des auf bayerischer Seite gelegenen Augsburger Tores gegen einen Angreifer zu verteidigen.
Das Reduit der Unteren Donaubastion wurde als mächtige, dreigeschossige Defensivkaserne, mit einer Erdstellung auf dem Dach erbaut. Das Gebäude war Feindwerts mit einer Mittelcaponniere und Stadtwerts mit Flankier- ungstürmen an beiden Ecken versehen. Die Caponniere hatte nach vorne, also feindwärts, einen überwölbten Geschützaufzug, der die Dachplattform überragte. In den Flankierungstürmen befinden sich Wendeltreppen, die in der Zeit der Erdstellung mit je einem Ausstiegsschutz versehen waren und der Besatzung ein gefahrloses besetzen der Erdstellung ermöglichen sollte. An der linken Schulter des Werkes hätte eine Caponniere die linke Face be- strichen, rechts sollte eine Halbcaponniere in Verlängerung der rechten Kehlmauer den gleichen Zweck erfüllen. Eine Bonnetkasematte mit dahinter liegender Wurfbatterie, angeschlossener Poterne und darauf befindlichen Hohltraverse alten Typs, sowie je ein Pulvermagazin in jedem der beiden Wallenden vervollständigten die Einrichtungen der Unteren Donaubastion. 1894/95 wurde das Reduit um ein Stockwerk erweitert, dadurch fiel die Erdstellung auf dem Dach weg. Nach 1904 wurden alle Wälle und Gräben eingeebnet um den Bau weiterer Kasernengebäude zu ermöglichen, die Funktion einer Festungsbastion hatte das Werk im Laufe der Fortentwicklung der Waffentechnik und der Modernisierung der Festung Ulm bereits einge- büst.
Rechter Flankenturm am Reduit Grundriss der Bastion
   
Flankenturm in den 1970ern Der Untere Donauturm
 
Grossbaustelle Pionier-Kaserne 1895. Zur Unterbringung aller Pionier-Kompanien und des Geräts wurden mehrere Gebäude neu errichtet.
 
Zwischen 1888 und 1895 waren die 2. und 4. Kompanie des Pionier- Bataillons in der Gaisenberg-Kaserne untergebracht und der Stab, sowie 1. und 3. Kompanie in der Pionier-Kaserne. Platzmangel und die Heeresvermehrung nach 1888 waren hierfür verantwortlich. Ab 1895 wurde die Pionier-Kaserne um mehrere Gebäudeneubauten erweitert, auch um das Pionier-Gerät vollständig in der Pionier- Kaserne unterbringen zu können.
 
Zeitgenössische Postkarte, sie zeigt das Reduit und das Kasernentor Das Kasernentor mit Wache (das Bild stammt wohl aus den 1930er Jahren)
 
Der Untere Donauturm, der eigentlich als selbständiges Festungsbauwerk errichtet wurde, hatte die Funktion einer Caponniere in der Donau, die beiden Stockwerke waren für Geschützverteidigung eingerichtet. Links am Turm stieß die Kehlmauer der Unteren Donaubastion an, rechts befand sich der Anfang der Mauer der Donaulände mit dem Ländetor und daran schloss sich die Untere Stadtkehle an. Ursprünglich hatte die Kehlseite einen Graben, über den eine Brücke ins Obergeschoß des Turms führte. Im Schutz der Donaulände hätten kleinere Wasserfahrzeuge gefahrlos anlanden können.
Nach dem I. Weltkrieg wurde zwischen dem Unteren Donauturm und der Pionier-Kaserne die Valkenburg-Ufer- Straße durch gebaut, der Donauturm war nun nicht mehr Bestandteil der Pionier-Kaserne und wurde zivil genutzt.
 
Das Reduit der Unteren Donaubastion Neben dem Reduit das Wirtschaftsgebäude
 
Mannschaftshaus, links im Hintergrund das Wirtschaftsgebäude Die Rückseite des Mannschaftshauses vom bayerischen Ufer aus gesehen
 
Apell während des I. Weltkrieges. Im Hintergrund das Stabsgebäude, rechts daneben die Wache mit Kasernentor, links daneben eines der Familienwohnhäuser
 
Zeitgenössische Postkarte. Das Reduit ist wohl bewusst verfälscht dargestellt Ausschnitt des Ulmer Stadtplans von 1912
 

Bis zum Ende des I. Weltkrieges waren die Ersatzformationen des Württembergischen Pionier-Bataillons in der Pionier-Kaserne untergebracht. Ab 1919 befand sich dort die Abwicklungsstelle des Pionier-Bataillons 13, von 1921 bis 1939 war das Pionier-Bataillon 5, zuerst der vorläufigen Reichswehr, dann der Reichswehr und später der Wehrmacht in der Pionier-Kaserne untergebracht. 1923 wurde am Eingang zur Pionier-Kaserne ein Denkmal für die im Weltkrieg gefallenen 13er Pioniere eingeweiht.
Während der Bombenangriffe im II. Weltkrieg wurde das Reduit mehrfach getroffen und das obere, nicht kasemattierte Stockwerk brannte aus, nach dem Krieg wurde es durch ein „modernes“ Obergeschoss ersetzt. Grosse Teile der ehemaligen Pionier-Kaserne fielen der Stadtplanung zum Opfer. Heute steht noch das Reduit, der Untere Donauturm und einige Mauerzüge, ebenso  blieb das Denkmal der 13er Pioniere erhalten.

Das Pionier-Denkmal Pionier-Tag 1927 in Ulm
 
Die Pionier-Kaserne heute. Klassenräume, die Kreismedienstelle, das HfG-Archiv und eine Druckwerkstatt befinden sich darin
     
In der unmittelbaren Nähe der Pionier-Kaserne befinden sich heute noch die Pionierstraße und die Loefflerstraße, erstere wurde schon 1903 zu Ehren der Ulmer Pioniere so benannt, letztere wohl nach 1906, zur Erinnerung an den Generalmajor Emil von Loeffler, dem ehemaliger Kommandeur der Württembergischen Pioniere und Buchautoren, der 1906, 12 Tage vor seinem 81. Geburtstag, in Ulm ver- starb.
Nach dem II. Weltkrieg diente das Reduit als Schule, später war dann die Robert-Bosch-Gewerbe und Meisterschule dort untergebracht, Robert Bosch war auch mal ein 13er Pionier. Der Begriff Pionier-Kaserne ist trotz der über 60 Jahre ziviler Nutzung geläufig geblieben.
     
     
       
 
 
     

© Christian Gollmar 2007 - 2010